St. Martin – auch heute noch?

st martin1Liebe Kinder, Eltern, liebe Gemeinde,
heute am 11.11. feiern und gedenken wir einem Mann – St. Martin. Doch wer war dieser Martin?
Martin lebte im frühen Mittelalter, im 4. Jhd. nach Christus. 316 geboren wuchs er in Italien auf und neigte dem christlichen Glauben zu. Sein Vater war Berufsoffizier, so musste auch er mehr oder weniger freiwillig römischer Soldat werden. Von Anfang an überraschte er durch seine dienende Lebensweise. Militärische Rangordnung war ihm nicht wichtig. Im Alter von ungefähr 40 Jahren verweigerte er vor einer Schlacht endgültig den Kriegsdienst und ließ sich taufen. Er wollte Soldat Christi werden, weiter kämpfen, aber für eine bessere Sache. Er wurde Schüler eines damals bekannten Theologen und lebte als Mönch.
370 wurde er eher gegen seinen Willen zum Bischof von Tours gewählt, einer Stadt in der Mitte Frankreichs.

st martin2Doch wofür Martin eigentlich bekannt wurde, ereignete sich am Ende seiner Soldatenzeit:
Eines Tages, als Martin nichts außer Waffen und dem einfachen Soldatenmantel bei sich trug, begegnete er mitten im Winter, der von so außergewöhnlicher Härte war, dass viele erfroren, am Stadttor von Amiens einem nackten Armen. Dieser flehte die Vorbeigehenden um Erbarmen an. Doch alle liefen an dem Elenden vorüber. Da erkannte Martin, von Gott erfüllt, dass der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, für ihn da sei.
Aber was sollte er tun? Außer seinem Soldatenmantel hatte er ja nichts. Also nahm er sein Schwert und teilte den Mantel mitten entzwei. Den einen Teil gab er dem Armen, in den anderen Teil hüllte er sich wieder selbst. Etliche der Umstehenden begannen zu lachen, denn Martin sah mit dem halben Mantel kümmerlich aus. Viele jedoch, die mehr Einsicht hatten, bedauerten sehr, dass sie nicht selbst geholfen hatten, zumal sie viel wohlhabender als Martin waren und den Armen hätten bekleiden können, ohne sich selbst eine Blöße zu geben.
Und die Legende geht weiter: Im Traum nämlich erscheint Jesus dem Martin und erinnert ihn an das Wort: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
– Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet.“
Eine wirklich schöne Geschichte, sicherlich ist der heilige Martin auch ein Vorbild in sozialem und kirchlichem Einsatz, aber welche Bedeutung hat er noch in der heutigen Zeit.
Beim heiligen Martin ging es nicht nur um die materielle Geste. Er gab dem Bettler nicht nur mit dem halben Mantel das Nötigste, er teilte und nahm damit Anteil am Leben des Menschen. Dadurch bot er dem Bettler nicht nur einen wärmenden Mantel, sondern auch menschliche Wärme an.
Und auch wir können dies in der heutigen Zeit leisten. Auf der einen Seite gibt es sicherlich in unserer nahen Umgebung Fälle, die unserer Hilfe bedürfen. Aber wir sollten auch über unseren Tellerrand hinweg gucken.
st martin3Gucken wir auf Tansania. Das Land befindet sich an der Ostküste Afrikas und beheimatet 45 Millionen Einwohner. Tansania gehört trotz umfangreicher Entwicklungsmaßnahmen und Reformpolitik derzeit noch zu den ärmsten Ländern der Welt.
Gleichzeitig beherbergt das ostafrikanische Land einzigartige Naturlandschaften wie die Serengeti im Norden des Landes und mit dem Kilimandscharo an der Grenze zu Kenia den höchsten Gipfel Afrikas.
Vor 43 Jahren ging der Missionsbenediktiner Pater Meinolf Kraft von der Abtei Münsterschwarzach nach Tansania. Neben der missionarischen Tätigkeit stand für ihn immer die Förderung der Kinder im Vordergrund. Auch im Sinne von St. Martin gab er den Kindern und ihren Eltern das Nötigste. Hier stand nicht die Kleidung im Vordergrund, schließlich fallen die Temperaturen in Tansania im ganzen Jahr selten unter 20°C. Er ließ ein Schwesternheim bauen, unterstützte diese Schwestern bei der Arbeit als Katechetinnen und Kindergärtnerinnen und er predigte auf seinen Deutschlandreisen für Spenden, die für den Kauf von st martin5Bohnen und Mais verwendet werden sollten. So begegneten meine Familie und ich Pater Meinolf im Jahr 1994 in Brilon, im Sauerland. Dieser Kontakt blieb über die ganzen Jahre über Briefverkehr oder Email erhalten. Vor gut 5 Jahren berichtete er von seinem Wunsch, für die Kinder in Mbande, einem Vorort der Hauptstadt Dar-Es-Salam, einen Kindergarten bauen zu lassen. Zuvor hatten die Schwestern die Kinder unter einem Mangobaum unterrichtet. Als mein Vater und mein Onkel von diesen Planungen hörten, wollten sie dieses Projekt fördern. Sie überwiesen Pater Meinolf das Geld für den Bau und stellten gleichzeitig eine Dose in ihrem Schuhgeschäft in Leer auf. Sie erzählten interessierten Kunden von den dortigen Lebensumständen und dass sie mithelfen können, dass die Kinder das Nötigste bekommen.
So konnten die Gebrüder Kahlert in den letzten Jahren immer wieder Spenden und Trinkgelder für das Projekt überweisen und sie dankten den Kunden mit dem tansanischen „Asante“.

st martin6Innerhalb des letzten Jahres wurde mit dem Bau begonnen. In Handarbeit wurden Betonsteine hergestellt und Korallen zu Schotter zerschlagen. Stein auf Stein wurde gesetzt und schon nach kurzer Zeit konnte Richtfest gefeiert werden. Nachdem die Wände verputzt und die Räume zu großen Teilen ausgestattet waren, wurde der Kindergarten am 21. April diesen Jahres mit einer feierlichen Zeremonie eingeweiht. Seitdem haben die Kinder nicht nur ein Dach über dem Kopf, sie werden auch in einem derartigen Klassenraum unterrichtet und sie bekommen tägliche Mahlzeiten, welches zu früheren Zeiten nicht denkbar gewesen wäre.
Auch wenn das Projekt u.a. durch Spenden im Rahmen der Nova Esperanza-Fahrradrally unserer Pfarreiengemeinschaft in schon weit vorangeschritten ist, fehlt es immer noch an alles Enden.
Teile der Inneneinrichtung, eine Mauer um das Gebäude als Schutz vor Plünderern und wilden Tieren, Spielzeuge für die st martin7st martin8Kinder und Geld für die täglichen Mahlzeiten werden benötigt.

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Ich möchte Sie an dieser Stelle gar nicht auffordern, ihr Geld zu spenden, mit vergleichbaren Aufforderungen werden Sie sicherlich in den nächsten Wochen noch verstärkt konfrontiert. Ich möchte euch und Sie nur auf Folgendes aufmerksam machen: Der heilige Martin hat geteilt, er hat seinem Nächsten das Nötigste gegeben. Ich möchte Sie bitten, dass Sie ihre Herzen öffnen und für ihren Nächsten da sind, dass Sie ihm helfen, wo Sie können, vielleicht ja auch mit dem einen oder anderen Euro.
Durch Teilen und füreinander Dasein wird die Welt ein bisschen heller, wie ihr und Sie dieses sicherlich gestern beim Martinisingen gesehen habt.
Asante und Amen.