Gesprächsabend mit dem Thema: Darf ich mir das Leben nehmen?

Gedanken und Beiträge aus der Gesprächsrunde.

Darf ich mir das Leben nehmen? Wer stellt eine solche Frage? Was treibt einen Menschen dazu sich den Tod zu wünschen? Der Anlass war:

Ein schwer kranker Freund hatte einem Teilnehmer, unserer Gesprächsrunde diese Frage gestellt, nachdem er für seine unheilbare und sehr schmerzhafte Leidenssituation keine Lösung finden konnte.

Unser Gruppenteilnehmer brachte seinen Freund von dem Vorhaben ab und so verstarb der Freund ca. ½ Jahr später auf natürliche Weise.

Jährlich sind es über 9.000 Menschen, die einen Suizid begehen und das aus den verschiedensten Gründen.

Wir wollten die Gründe betrachten, die zu einer Todessehnsucht führen können und eine mögliche   rechtliche, soziale und religiöse Antwort finden.

Gründe, warum jemand den Gedanken bewegt, aus dem Leben zu scheiden, dürften nicht nur unerträgliche Schmerzen sein, sondern oft eine Situation aus der ein Mensch heraus will und nicht kann. Depressionen sind offensichtlich die häufigsten Gründe, warum ein Mensch seines Lebens müde geworden ist. Dagegen aber gibt es wirkungsvolle Hilfen, sodass der Mensch wieder zu einem lebenswerten Leben zurückfinden kann.

Einer anderer mag vielleicht seiner Familie nicht zur Last fallen, bedenkt dabei aber nicht, dass wir  Beziehungswesen sind. Die Vorwürfe, die sich die Hinterbliebenen später machen reichen oft bis an ihr eigenes Lebensende.

Rechtlich betrachtet gibt es und kann es wohl kein Gesetz dafür geben. Wer wollte auch einen Toten noch für eine „verbotene Tat“ bestrafen?

Bedenken wir auch, dass wir ungefragt zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Leben gekommen sind, sollte dann nicht auch alles daran gesetzt werden, dass auch das Lebensende zu einem Zeitpunkt geschehen darf, den kein Mensch festsetzt.

Von unserem Glauben her betrachtet ist die Antwort ganz klar, nein, das darf nicht sein. Denn das Leben ist uns von Gott gegeben. Jeder Mensch hat seine ganz individuellen Aufgaben, nicht nur Gott gegenüber, sondern auch seinen Mitmenschen. Es ist ein Geschenk. Auch wenn der Mensch die Freiheit hat, mit einem Geschenk nach Gutdünken umzugehen, sollte gut bedacht werden, wer mir ein Geschenk gibt.

Persönlich betrachtet ist die Antwort auf die Frage die einsame Entscheidung eines jeden Menschen. Niemand hat das Recht darüber ein Urteil zu fällen. Es tauchte auch die Frage auf: Liegt es nicht an unserer Liebesfähigkeit und Liebeskraft einen Menschen in so schwierigen Situationen zu begleiten, dass er sich nicht ausgegrenzt und einsam fühlen? Vielleicht muss sich auch unser Menschenbild ändern.